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Heychen und willkommen zum zweiten Kapitel der Mini-Serie "Vom ersten PC zum Traumjob". Falls du den ersten Teil verpasst haben solltest, kannst du ihn hier nachlesen.
In diesem Artikel erzähle ich euch, wie ich Twitch entdeckt habe und wie meine Reise begann. Also genau der Beginn meiner "Twitch-Karriere", wenn man das so nennen mag. Seit knapp vier Jahren produziere ich Content auf Twitch. In dieser Zeit habe ich eine großartige Community aufgebaut. Viele sind dazugekommen, aber nicht alle waren von Anfang an dabei und kennen die Entstehungsgeschichte meines Kanals. Deshalb nehme ich dich heute an den Anfang meiner Reise mit.
Kurz vor Twitch
Wie habe ich Twitch kennengelernt?
Soziale Medien haben für mich schon immer eine Rolle gespielt. Mit circa 12 Jahren habe ich meine große Liebe entdeckt - YouTube.
Du denkst dir jetzt sicherlich: "Ähm, aber sollte es in diesem Abschnitt nicht um Twitch gehen?"
Damit liegst du zwar richtig, aber genau da liegt der Knackpunkt: Twitch war für mich nicht wirklich präsent. Ich kannte die Plattform und hatte mir da irgendwann mal einen Account gemacht, aber so wirklich warm wurde ich damit nie. Mich hatte es gestört, dass ich Livestreams nicht pausieren konnte, so wie es bei YouTube-Videos der Fall war. So blieb ich meine gesamte Jugend - und ehrlich gesagt bis heute - ein "YouTube-Kid".
Jetzt hast du einen gewissen Hintergrund dazu, wie Twitch früher auf mich wirkte - oder wie es das nicht tat.
Doch so, wie das oft im Leben ist, wurde mein Dasein auf den Kopf gestellt ...
Die Pandemie
Die Corona-Pandemie wurde im März 2020 von der WHO ausgerufen. Zu der Zeit bin ich zum Berufskolleg gegangen und habe mich auf meine Abitur-Prüfung vorbereitet. Die Pandemie war zu dem Zeitpunkt noch ganz weit von mir weg. So hatte es sich zumindest angefühlt. Doch dabei blieb es nicht: Während wir die letzten Themen für die Prüfung durchgingen, wurden wir aus der Schule entlassen. Ohne zu wissen wann, wie und ob noch jemals Unterricht für uns stattfinden würde. Das hört sich im ersten Moment befreiend an, aber tatsächlich bedeutete es für mich und meine Mitschüler folgendes: Keine Vorbereitung auf die wohl wichtigste Prüfung in unserem Leben. Eine Prüfung, die über unsere Zukunft, unseren Werdegang entscheiden kann.
Nach einigen Wochen hatte die Schule uns freiwilligen Unterricht angeboten, der stundenweise gegeben wurde. Das war dann zum Beispiel eine Stunde Englisch-Unterricht in der Woche. Diese kleinen Gelegenheiten habe ich aber trotzdem genutzt, um zur Schule zu gehen - obwohl ich der faulste Mensch der Erde bin. Wir saßen, mit Masken und viel Abstand, meist zu fünft, in einem beinahe leeren Klassenzimmer - die ganze Situation wirkte surreal.
Ich habe es immer gehasst, zur Schule zu gehen. Aber in diesem Moment habe ich mir gewünscht, dass alles wieder so wird wie vorher: Öde und langweilig.
Die Ungewissheit, ob ich meinen Abschluss überhaupt schaffen würde, oder ob ein Virus, das die ganze Welt auf den Kopf stellte, mir die Chance darauf nehmen könnte, war unerträglich.
Mich hat die gesamte Pandemie nachhaltig belastet. So sehr, dass ich bis heute noch damit zu kämpfen habe. Viele Leute, mit denen ich darüber gesprochen habe, können das nicht nachvollziehen. Vielleicht ist das auch nur ein "Schüler in der Pandemie"-Ding. Oft habe ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben, was ich nie wieder bekommen werde. Mir fehlt einfach ein besonderer Abschnitt im Leben: Mein Schulabluss und alles, was danach kam. Kein Abi-Ball, keine Streiche, keine Feiern, auf die wir jahrelang hingefiebert hatten - all das wurde uns genommen. Es fühlt sich an, als sei dieser Lebensabschnitt nie wirklich abgeschlossen worden.
Du kannst dir also vorstellen, wie hart diese Zeit für mich war. Ich habe so ziemlich in der Luft gehangen.
- Doch wie in jeder Geschichte kam auch hier irgendwann der Moment, in dem es weiterging. Wir machen jetzt einen kleinen Sprung in der Zeitzone. -
Langweile im Lockdown
Es war einfach nur langweilig. Neben meinem Psychologie-Studium war Gaming mein einziger Ausgleich. Zusätzlich habe ich im Corona-Testzentrum gearbeitet, um mein Studium zu finanzieren und mir Kleinigkeiten leisten zu können. Freunde treffen oder anderen Beschäftigungen draußen nachgehen war nicht erlaubt.
Irgendwann wurde das Zocken so nervig, dass ich es schon fast gehasst habe. Trotzdem habe ich den ganzen Tag vor dem PC gesessen, weil es ohnehin nichts zu tun gab. Aber ich habe die Zeit auch genutzt, um Dinge zu tun, für die ich nie wirklich Zeit hatte. So habe ich mir eine Akustikgitarre gekauft und einige Akkorde geübt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir dann noch eine E-Gitarre samt Verstärker zugelegt hatte. Doch den ganzen Tag nur Gitarre spielen? Das war auch irgendwie nicht das Wahre.
Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, online neue Freunde kennenzulernen, mit denen man vielleicht zusammen zocken kann. Bei einer Runde Rainbow Six: Siege habe ich tatsächlich richtig coole Leute aus Island kennengelernt. Wir haben Tage und Nächte mit unzähligen Gaming-Sessions verbracht und viel miteinander geredet. Die virtuelle Gesellschaft tat richtig gut! Auch, wenn es keine Face-To-Face Kommunikation war, hat man für eine kurze Zeit alles um einen herum vergessen.
Bald kam ich dann auf die Idee, meine Spielrunden in Siege aufzunehmen und auf YouTube hochzuladen - einfach aus Spaß. Unsere Runden waren so lustig, dass ich sie einfach aufnehmen musste, dachte ich mir. So habe ich die lustigsten Szenen zusammengeschnitten, einige Effekte und Memes eingefügt, gerendert und auf ungelistet hochgeladen. Wir haben uns bei jedem Video tot gelacht! Das waren geile Momente, die ich nie vergessen werde.
Es verging einige Zeit bis ich irgendwann mitbekommen habe, dass einer meiner damaligen Kollegen neben seiner Ausbildung mit Livestreaming auf Twitch angefangen hat. Er erzählte, dass er nach einem Monat damit aufgehört hat. Ihm würde keiner zuschauen und ohne Zuschauer machte es keinen Spaß für ihn alleine zu streamen. Ursprünglich wollte er sich was dazuverdienen. Ich empfand das als unrealistisch, nach einem Monat Geld damit verdienen zu wollen. Das habe ich ihm aber nicht gesagt.
Nach diesem Gespräch wurde mir plötzlich klar: Ich will meine Rainbow-Runden selber streamen und nicht nur auf YouTube hochladen - Einfach aus Spaß und als Hobby. Wenn ich dann nebenbei noch ein paar neue "Freunde" finden würde zum zocken, wäre das schon ein Jackpot, dachte ich mir.
Erste Vorbereitungen
Technik verstehen
Wir kommen nun zu einem meiner "Lieblingsthemen": Technik. Ach ja, wie schön wäre es, wenn alles einfach auf Anhieb so funktionieren würde, wie man es sich vorstellt.
Welche Programme zum Streamen gibt es? Welches ist das beste für mein System? Schafft mein PC das überhaupt?
Fragen über Fragen ...
Zuerst musste ich herausfinden, wie Streaming überhaupt funktioniert. Ich durchforstete unzählige Videos zu dem Thema und lernte Stück für Stück dazu.
Ich entschied mich dann für OBS Studio und musste leider feststellen, dass das Programm sich immer aufhing. Die Einstellungen spielten überhaupt keine Rolle – es wollte einfach nicht!
Aber das war, Gott sei Dank, nicht das einzige Stream-Programm.
Gefrustet wie ich war, lernte OBS Studio das Fliegen - von meiner Festplatte.
Daraufhin installierte ich Streamlabs OBS und siehe da: Alles klappt! Ich wurde fast wahnsinnig wegen all der Einstellungen, von denen ich überhaupt keine Ahnung hatte. Das war der erste Teilerfolg in Richtung Twitch für mich.
Programm zum Streamen - Check. Was als nächstes? Overlays und Panels!
Die Overlays wollte ich auf jeden Fall selbst gestalten. Ich entschied mich für ein relativ schlichtes Design mit einem Drachen-Wappen in der Mitte und einem roten Hintergrund. Das Ganze hat Semi-Gut funktioniert. Aus heutiger Sicht würde ich das so nicht nochmal machen, aber jeder fängt mal an.
Bei den Panels war ich unglaublich kreativ: Ich habe einfach vorgefertigte Panels aus dem Internet genommen und meine Informationen in die Textfelder eingefügt.
Ich muss zugeben, dass ich während der gesamten Vorbereitungszeit immer unmotivierter wurde, meinen Kanal zu gestalten.
Ich will doch nur streamen.
Die ganzen Einzelheiten erspare ich euch. Hätte ich von Anfang an gewusst, wie nervig die Gestaltung sein kann, hätte ich es wahrscheinlich sofort aufgegeben. Leider gehöre ich zu den sogenannten "Perfektionisten". Das kann, gerade was Social Media angeht, eine sehr gute Eigenschaft sein. Irgendwann ist es aber nur noch anstrengend. Man ist nie zufrieden - sei es das Layout, der Kamerawinkel oder eine Kleinigkeit, die sonst niemandem auffallen würde.
In meinen Augen war alles purer Chaos.
Wenigstens waren meine Kamera und mein Mikrofon "Plug and Play". Das heißt, dass man diese Geräte einfach nur per USB an den PC anschließt und sie funktionieren. Vorausgesetzt, der Computer macht nicht wieder wegen eines Treiberproblems Ärger.
Der Countdown läuft ... fast
Da war er also: Der Moment, auf den ich meine gesamten Vorbereitungen gesetzt habe. Ich habe die letzten Funktionen getestet und bin noch ein letztes Mal durch die Einstellungen von Streamlabs durchgegangen. Es sollte alles funktionieren, wenn ich live gehen würde.
Am Abend zuvor hatte ich mir bereits überlegt, was ich spielen möchte. Ein bisschen Horror für den Anfang kommt gut an, dachte ich mir. Also entschied ich mich für Phasmophobia. Während der Pandemie war es äußerst beliebt, weil man es gemeinsam mit Freunden spielen konnte. Der Titel wurde dementsprechend festgelegt auf: "Phasmophobia - Wahnsinn!". Ich musste nur noch auf den "Stream Starten"-Button drücken und es würde losgehen.
Plötzlich fiel mir ein: "Moment mal, ich weiß doch überhaupt nicht, was ich sagen soll!"
Noch viel schlimmer: "Gab es da nicht sowas wie "Bits"? Was soll das überhaupt sein?"
In mir baute sich eine Mischung aus Wut und Panik auf. Ich hatte Tage damit verbracht, alles vorzubereiten, und trotzdem konnte ich immer noch nicht starten!
Frustriert schaltete ich meinen PC aus und ging ins Bett. Ich wollte von Twitch weder was hören, noch wissen.
Du denkst dir bestimmt, dass ich völlig überreagiert habe. Wenn ja, verstehe ich dich, aber ich möchte dir meine Gefühle genauer erklären:
Zu der Zeit gab es nichts Spannendes oder Neues. Während des Lockdowns sah mein Alltag genau so aus: Schlafen - Essen - Zocken - Repeat.
Das erste Mal seit einem Jahr gab es etwas, das mich wirklich begeisterte. Und in dem Moment tat mir die Erkenntnis, dass ich anscheinend noch nicht bereit war, einfach nur weh. Natürlich stand ich mir dabei nur selbst im Weg. Ich wollte es aber direkt "perfekt" machen und das war mein Problem. Außerdem wollte ich mich nicht direkt bei meinem ersten Stream blamieren. Ich kannte die Menschen nicht und wie die Community generell drauf ist.
War halt eine spezielle Zeit, was soll ich sagen.
Mit dem Wissen von heute hätte ich den Stream einfach gestartet. Das sind Erfahrungswerte, die man über die Zeit sammelt. Niemand erklärt einem dieses "Business" oder wie alles funktioniert.
Wenn ich auf mein altes "Ich" zurückblicke, bin ich trotzdem etwas stolz auf mich. Alle diese Einstellungen und Vorbereitungen habe ich ganz alleine gemeistert. Niemand, bis auf Nilson1489 auf YouTube, hat mir dabei geholfen.😂
Sich selbst etwas anzueignen und zu lernen kann sehr frustrierend sein. Man darf aber auf keinen Fall die Wut gewinnen lassen. Wenn du ein Ziel vor Augen hast, dann gibst du alles dafür, egal, wie viel man noch lernen muss.
Alles zu seiner Zeit
Im nächsten Beitrag nehme ich dich mit in meinen ersten Stream - ein Moment, den ich nie vergessen werde. Es war sehr aufregend! Ich hoffe, du bist auf den nächsten Teil der Geschichte gespannt, denn da geht's endlich ins Eingemachte!
Wie sieht's bei dir aus? Gab es eine Situation, in der du dich ähnlich gefühlt hast? Etwas, was dich zuerst frustriert hat und es dann nach langem Zögern doch geklappt hat? Teile deine Erfahrung gerne in den Kommentarbereich mit mir. Ich freue mich, deine persönliche Story zu lesen! :)
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