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Heute habe ich einiges unternommen - sowohl drinnen als auch draußen. Am frühen Nachmittag bin ich zum Lady Bird Lake in Austin gefahren. Dort gibt es einen Verleih für Kajaks und Stehpaddel. Ich entschied mich für das Kajak und nach einer kurzen Einweisung ging es direkt Richtung Ufer für mich. Am Rand des Lady Bird Lakes gibt es viele Anlegestellen und tiefer gelegte Buchten, die extra zum an - und ablegen gedacht sind. Lustigerweise war ausgerechnet meine Anlegestelle aufgrund von Bauarbeiten gesperrt. Ich stand also wie bestellt und nicht abgeholt samt Kajak vor der Bucht, als mir einer der Bauarbeiter zurief: „Ich hab nichts gesehen.“ Er gestikulierte mit seinen Händen und verschloss seine Augen - ich musste grinsen. So ging ich durch den abgesperrten Bereich mit dem riesigen “Verboten-Schild“, der mich direkt zum Wasser führte. Das war wieder einer dieser Momente, der mir wahrscheinlich hätte überall auf der Welt passieren können - nur nicht in Deutschland. Nun war ich also an der Bucht angekommen und legte das Kajak so hin, wie es mir gezeigt wurde: Der vordere Teil zu mir und circa dreiviertel vom Rest ins Wasser, sodass ich ohne Probleme einsteigen kann um mich dann mit dem Paddel von der Bucht abzustoßen. Ehrlicherweise habe ich mit einem Fail á la „Mo landet schon direkt zu Beginn im Wasser“ gerechnet - doch ich habe es wie ein echter Profi gemeistert und begann mit meiner persönlichen Kajak-Tour. Ich schipperte unter einer Brücke entlang und ruhte mich danach auf der Mitte des Sees aus. Ich schloss meine Augen, spürte die warme Sonne auf meiner Haut und roch den fischartigen Geruch des Sees. Eine leicht kühle Brise zog umher. Es war der perfekte Zeitpunkt, über vieles nachzudenken - nun hatte ich einen klaren Kopf. Nach einer Weile öffnete ich wieder langsam meine Augen. Es fühlte sich surreal an, auf dem Wasser zu schwimmen und auf die hohen Gebäude von Downtown zu starren. Es war wie in einem Traum. In diesem Moment spürte ich große Dankbarkeit: Darüber, dass ich hier sein kann und all diese tollen Dinge erleben darf. Ich stellte mir vor, wie ich genau in einem Jahr wieder an diesem Ort sein würde - genau an dieser Stelle hier auf dem Lady Bird Lake. Dieser Gedanke gab mir gute Laune und Zuversicht, da ich mal so maximal keine lust auf das kalte Deutschland habe und ich in einer Woche wieder Zuhause sein werde. Nach zwei Stunden legte ich wieder ab und gab das Kajak beim Verleih wieder zurück. Das war mega und ich würde es immer wieder machen! Ich manifestierte mir auf dem Weg zum Auto ein eigenes Kajak, weil es so viel Spaß gemacht hat. :D
Der Spaß hat aber noch nicht aufgehört, denn nun ging es zum Mini Golf. Zu Beginn wurden mir und meinen Freunden ein Schläger und ein Ball gegeben. Dazu gab es dann noch eine Liste, wo wir unsere Namen und Schläge eintragen konnten. Die Bahnen waren gepflegt und relativ einfach gehalten. Das Besondere hierbei war eher, dass einige Bahnen von Wasser umgeben waren - wenn man sich verschossen hatte, musste man den Ball mit einem Kescher aus dem künstlichen Fluss herausholen. Das ist uns zum Glück nur einmal passiert. Es war allerdings halb so wild, denn tatsächlich war das in diesem Fall eine Möglichkeit für einen „Trickshot“. Ich habe also gelernt, dass man nicht immer den offensichtlichen Weg nehmen muss. Es ist in Ordnung, es anders zu machen und auszuprobieren - wie im Leben. Ich bin sehr poetisch, ich weiß.
Am späten Abend bin ich zu „The Range“ gefahren. Es ist eine typische Shooting Range mit Shop und Schießhalle in Austin. Ich wollte mir das mal unbedingt in echt anschauen - wenn ich mich traue dann sogar vielleicht selber schießen. Im Shopeingang hat man bereits dumpfe Schüsse gehört. Sie waren kaum wahrnehmbar. An den Wänden waren Glaskästchen mit vielen verschiedenen Waffen: normale Pistolen, Schützengewehre, Maschinenpistolen und viel mehr. In der Mitte des Ladens gab es Regale mit Munition und Merchandise-Artikeln. Vorsichtig begab ich mich in Richtung Schießhalle. Kurz zur Erklärung: Ich habe keine Angst vor den Waffen, sondern komme mit lauten Geräuschen nicht zurecht. Dieses Problem habe ich schon immer gehabt und ich schätze, dass ich auch immer damit leben werde. Aber ich versuche zumindest, etwas daran zu arbeiten: Dass ich lauter hören kann, als der Durchschnittsmensch ist nicht veränderbar. Aber ich kann meine Schreckhaftigkeit vielleicht kontrollieren. Naja, weiter im Text - die Schüsse wurden lauter, je näher ich der Halle kam. Ich blickte nach links und konnte durch das Fenster sehen, wie die Leute am schießen waren. An der Anmeldung fragte ich nach, ob ich Ohrschützer haben könnte - ich möchte nur zuschauen. Das war gar kein Problem, also füllte ich auf einem Tablet einige Informationen aus und musste mir Sicherheitsvorschriften durchlesen. Da standen dann so Sachen wie: “Wenn jemand anders Blödsinn macht und du das siehst, musst du Bescheid geben“, oder Fragen zu meiner mentalen Verfassung: „Wollen Sie sich oder andere verletzten?“. Viel Kram halt. An das Seitenende kam noch meine Unterschrift drauf und dann ging es samt Ohrschützer zur Halle. Ich stand vor der Glastür zum Schießstand und konnte nicht durchgehen. Ich merkte, wie die Schüsse der Waffen bereits jetzt in meinem Körper vibrieren. Als jemand die Tür öffnete, wurde es für mich unerträglich laut. Ich entschied mich dazu, einfach von draußen zuzuschauen - es war für mich jetzt schon ein riesiger Erfolg, dass ich überhaupt da sitze. Ich wollte den Schießstand mit einem positiven Gefühl verlassen und nicht mit einer Panikattacke. Nach 10 Minuten hatte ich genug gesehen und unterhielt mich noch ein wenig mit dem Verkäufer vorne im Shop. Er zeigte mir einige Waffen - diese durfte ich sogar in die Hand nehmen und mit einem leeren Magazin ausprobieren. War eine spannende Erfahrung. Trotzdem war ich, aufgrund meiner Angst, überglücklich, als ich wieder im Auto saß. Für viele von euch klingt es bestimmt nicht nachvollziehbar, wie denn auch? Ich kann euch nicht erklären, wie es sich anfühlt, alles doppelt so laut wahrzunehmen. Aber hey - ich war bei einem Schießstand und das war schon cool genug!
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