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Heute hatte ich nicht wirklich was vor. Ich beschloss zu Crumble zu fahren und da würde ich dann entscheiden, wohin es als nächstes gehen soll. Ich bestellte mir vier verschiedene Cookies: Chocolate Chip, Reeses, Brownie und einen mit einem Frosting. Boah Leute. Es war eine eindeutige Fehlentscheidung, so viele Cookies auf einmal zu bestellen. Diesen Fehler mache ich in den USA immer wieder und lerne es einfach nicht. Immer wieder werde ich mit den amerikanischen Größen konfrontiert und vergesse, wie riesig die Portionen hier sind. Ich hatte mal auf Social Media gesehen, wie jemand behauptete, dass die Portionen genau so groß seien wie in Deutschland - dem kann ich entschlossen widersprechen. Es kommt vielleicht auch auf den Bundesstaat an, aber Texas ist… Texas eben! Auf jeden Fall waren die Cookies genau so, wie ich sie erwartet hatte: Fettig, groß, weich und scheiße süß. Also wenn man wirklich bock auf sowas hat, ist das ein geiler Snack! Aber ich denke für die aller meisten ist das wahrscheinlich nichts. Mein persönlicher Gegner war der Keks mit einer großen Kugel Frosting in der Mitte. Stellte sich heraus, dass es einfach ein Klotz Butter war - ja, Butter! Mir wurde von dem Ding übel, also hab ich es sein gelassen. Der Favorit in der Runde war tatsächlich der standart Chocolate Chip Cookie gewesen. Rückblickend betrachtet hätte ein einziger Cookie definitiv gereicht, aber die Augen waren wiedermal größer.
Da ich absolut gar nichts geplant hatte, entschied ich mich dazu, richtiges Golf auszuprobieren. In meiner Nähe gab es so einige Clubs, also fuhr ich den nächstgelegenen an. Dort angekommen kam ich mir völlig fehl am Platz vor: Alle Menschen hatten ihre Golf-Anzüge und weiße Caps an. Egal, los geht‘s! Ich lieh mir ein Kart und Schläger aus und fuhr die erste Bahn an. Ein süßer Opa, welcher komplett in weiß gekleidet war, schaute zu mir rüber. „Warum guckt der mich die ganze Zeit an?“ Ich habe überhaupt nicht verstanden, was er von mir wollte. Also tat ich das, was ich bei Unsicherheit immer tue: lächeln und winken. Er rief mir etwas zu, was ich aus der Entfernung nicht ganz verstanden hatte. Ich bin auf ihn zugelaufen und habe dann erst kapiert, dass er mir zeigen wollte, wie man richtig spielt. Ich muss schon unglaublich lost ausgesehen haben - so sehr wollte er mir anscheinend helfen! Dann ging die Trainingseinheit los: Er setzte seinen Ball auf den Startpunkt, holte aus und der Ball flog mehrere hundert Meter in der Luft. Wahnsinn! Das habe ich überhaupt nicht erwartet. Während ich aus dem Staunen nicht herauskam, setzte der Opi sich bereits in sein Kart und fuhr zackig Richtung seines Balls. Ich konnte nicht glauben, was ich gesehen habe - völlig irritiert stand ich da und wunderte mich über den flotten Opa. Später stellte sich heraus, dass er 80 Jahre alt war und seit seiner Kindheit Golf spielte. Kein Wunder, dass er genau wusste, was er tat. Es war trotzdem zum Brüllen lustig, wie schnell er mit allem war: Ball schlagen - zack, wieder ins Kart. Die Kurven der Straßen nahm er ebenfalls mit einem Affenzahn. Über die Schlaglöcher flog er einfach so rüber! Ein Bild für die Götter, ich sag es euch. Ich hinterfragte mein komplettes Leben, weshalb ein 80 jähriger schneller ist als ich mit 24. Tja! Nach einiger Zeit kamen die Leute hinter uns zu mir und sagten, dass wir zu langsam sind. Es war wohl etwas zu ambitioniert, als blutige Anfängerin direkt aufs große Feld zu gehen. Meine Bahn staute sich hinten auf, weshalb ich mich dazu entschieden habe, zur Lobby zurückzufahren und lieber vorher an der Range zu trainieren. Der Opi tat mir etwas leid, denn er war sichtlich traurig, als ich mich von ihm verabschiedete. Man hat in seinem Blick gelesen, dass er die Aufregung von den Leuten hinten nicht verstanden hatte. Das Ende vom Lied: ich habe Arm - und Rückenschmerzen. Ich hätte nicht gedacht, dass Golf so anstrengend ist!
Um etwas nach der Aufregung zu entspannen, wollte ich an den nächstgelegenen Lake fahren. Beim Start des Autos blinkte die Tankanzeige: 70 Miles left. Na super. Ich wollte auf dem Weg zum Lake tanken - in Amerika gibt‘s wirklich an jeder Ecke eine Tanke. Haha! Ich war so naiv genau das zu denken! Ausgerechnet auf meinem Weg gab es im Umkreis von 15 Kilometern gar nichts! Ich befand mich westlich von Austin, der „Reichengegend“. Hier waren nur schicke Häuser am Hügel, aber mehr auch nicht. Der Weg bis zum Lake betrug noch circa 20 Km. Ich hätte sicherlich den Weg zum See hin und zur nächstgelegenen Tankstelle wieder zurück geschafft, aber auf das „Abenteuer liegenbleiben“ konnte ich getrost verzichten. Man unterschätzt schnell die weiten Wege des Landes: Ich hätte an meinem Zielort nämlich komplett um den See herumfahren müssen. Das sieht auf der Map machbar aus, ist aber unfassbar viel Fahrerei, da ich mich dann genau in dem inneren „U“ des Lakes befunden hätte. Es gab keine Brücke, wo ich den Weg hätte abkürzen können. Ich entschied mich vernünftigerweise dazu, umzukehren und die Tankstelle genau hinter mir anzufahren.
Vor lauter Frust gönnte ich mir leckeres „California Rolls“ Sushi und Shrimps mit Dill vom H-E-B Plus, der bekanntem Supermarkt-Kette aus Texas. Ich habe absolut gar nichts erwartet, aber das war so lecker! Die machen das dort in dem Laden komplett frisch. Man kann sich auch auf Wunsch seine eigene Platte zusammenstellen. Zum Nachtisch gab es eine kleine Packung mit gemischten Beeren. Ich muss euch leider mitteilen, dass auch die Früchte um einiges besser schmeckten als in Deutschland. Zuerst dachte ich an eine persönliche Einbildung, doch bei einem Blick ins Internet wurde es mir klar: Die meisten frischen Lebensmittel kommen regional aus Texas, oder zumindest aus dem Grenzgebiet von México. Die Früchte haben keinen langen Transportweg hinter sich, werden durchgehend gekühlt und werden in speziellen „Anti-Schimmel“ Verpackungen geliefert. Was ich zusätzlich gelernt habe: Die USA wählt lieber Früchte-Sorten, die robuster sind, während Deutschland auf Geschmack und damit auf empfindliche Sorten setzt - wieder was gelernt! Mit leckerem Sushi im Bauch und einem klügeren Kopf, fuhr ich dann wieder zu meinem AirBnB und hatte auch heute eine Menge erleben dürfen!
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